Kaffee in Oaxaca - Ein Reisebericht Teil 3

Kaffee in Oaxaca - Ein Reisebericht Teil 3

Was macht eine große Kaffee-Finca aus und wie ist es, Kaffee von Hand zu ernten?

Mitte Februar 2023 war es endlich mal wieder soweit: Wir von Heilandt waren dort, wo der Kaffee wächst. Genauer gesagt in Oaxaca in Mexiko. Unser finaler dritter Teil erwartet dich hier. 

 

Inhaltsverzeichnis

Besuch der Finca Chelín von Enrique López

Zum ersten Mal selbst ernten - bei Sean und Thomas auf dem Feld

Abschied nehmen

 

Besuch der Finca Chelín von Enrique López

Nach diesen zwei etwas ruhigeren Tagen geht es wieder hinauf in die Berge zur Finca Chelín von Enrique López. Auf dem Weg dorthin halten wir für ein ausgiebiges Frühstück in einem einfachen Restaurant, das einsam an der Straße liegt und nach hinten raus einen herrlichen Blick auf die bewaldeten Berge hat.

 

Oaxaca ist berühmt für seine abwechslungsreiche und äußerst schmackhafte Küche und das gute Essen begleitet uns die ganze Reise. Es gibt auch leckere frische Säfte, zum Beispiel von der Guanábana. Umwerfend erfrischend!

Zahlreiche Kurven und holprigen Straßen später erreichen wir die Finca Chelín. Enrique empfängt uns im Haus, das zur Finca gehört. Wir haben Glück, ihn persönlich anzutreffen, denn er ist nur während der Erntezeit hier. Ansonsten wohnt er mit seiner Frau in Oaxaca City in einem kleinen Haus, wie er uns erzählt. Schon bei der Ankunft merkt man allein durch den großen Patio, auf dem der Kaffee nach der Aufbereitung getrocknet wird, und die vielen Mitarbeitenden, die den Kaffee ständig kontrollieren, regelmäßig wenden und abends wieder einpacken, dass diese Finca eine ganz andere Dimension hat als die Kaffeeplantagen, die wir einige Tage zuvor besucht haben.

 

Wir durchwandern verschiedene Kaffeefelder, die auch hier in den dichten Wald integriert sind, und besichtigen die eigene Wet Mill der Farm. Wieder bei Enrique angekommen, bietet er uns einen Espresso aus seinem Vollautomaten an. Richtig gelesen, es ist seine favorisierte Art der Zubereitung. Wir sind merklich überrascht, dass bei einem weltweit bekannten Produzenten für außergewöhnliche Specialty Coffees nicht, wie wir uns das klischeehaft vorgestellt haben, ausschließlich von Hand aufgebrühter Filterkaffee getrunken wird. Schweigend genießen wir, denn der Espresso aus dem Automaten schmeckt hervorragend.

 

Enrique versorgt uns zunächst mit ausreichend Merchandise der Finca. Wir bekommen Flaschenöffner, Jutebeutel und T-Shirts. Er erzählt uns, dass er persönlich nicht viel von stark fermentierten Kaffees hält, diese aber anbietet, da die Nachfrage sehr groß sei.

 

Enrique selbst mag es lieber clean, sein idealer Kaffee soll nach Fanta-Traube schmecken. Ob dieser Geschmacksrichtung müssen wir schmunzeln. Die Stimmung ist sehr ausgelassen und da Enrique sich mittlerweile auch mit Mezcal beschäftigt, dürfen wir diesen auch probieren.

  

Währenddessen hat sein Stiefsohn Alejandro einen großen Cupping-Tisch vorbereitet und erzählt uns, dass er häufig mit Enrique für Schulungen anderer Kaffeeproduzent:innen unterwegs ist. Sie sind sich ebenso bewusst, dass die Weitergabe von Wissen super wichtig ist, um die Kaffeeproduktion in Mexiko zu erhalten. Die Kaffees, die wir gemeinsam cuppen, sind super spannend und nicht alle stammen von der Finca selbst, da Enrique mit der Aufbereitung der neuen Ernte noch nicht so weit ist, dass wir diese schon alle verkosten können.

 

Patio der Finca Chelín

Zum ersten Mal selbst ernten - bei Sean und Thomas auf dem Feld

Langsam wird es dunkel und der Mond steht als Sichel am Himmel. Nach einigen Stunden verlassen wir die Finca Chelín und machen uns auf den Weg zu Shaun und Leo.

 

Wir werden mit einem leckeren Linseneintopf empfangen und lassen den Abend am Lagerfeuer ausklingen. Shaun und Leo bauen hier gerade ihr neues Zuhause mitten im Wald und wir schlafen zum Teil im Haus, in Zelten oder wie ich auf einem Schlafsofa auf der Veranda. Die nächtlichen Geräusche des Urwaldes wiegen mich sanft in einen tiefen Schlaf und am Morgen werde ich von einer kuscheligen Cotié geweckt.

 

Das Land, das Thomas und Shaun gekauft haben, ist über 10 Hektar groß und eine ehemalige, vor Jahrzehnten verlassene Kaffeeplantage. Am nächsten Morgen machen wir uns mit einigen Pflückern von Enrique auf, die noch vorhandenen Kaffeebäume zu suchen und gegebenenfalls abzuernten.

 

Mit Macheten bewaffnet müssen wir uns einen Weg durch das Unterholz des Waldes bahnen und denken zunächst, dass dies unmöglich ist. Aber Thomas ist guter Dinge und langsam verlieren wir die Scheu und bewegen uns durch die üppige Natur.

 

Aber wo ist der Kaffee? Man muss schon ganz genau hinsehen, um die wenigen Kirschen ganz oben in den Wipfeln der Kaffeesträucher zu entdecken. Um an sie heranzukommen, müssen die Äste von einer Person heruntergebogen und von der anderen geerntet werden. Teamwork ist gefragt. Also machen wir uns zu zweit auf den Weg.

 

Die professionellen Pflücker sind etwas tiefer als wir. Man muss aufpassen, dass man nicht den steilen Hang hinunterrutscht. Ab und zu verlaufen wir uns auch ein wenig, aber dann finden wir uns durch Zurufen wieder. Es ist anstrengend, macht aber viel Spaß.

 

Die Ausbeute ist nach mehreren Stunden allerdings sehr bescheiden. Wir haben einen halben Eimer gesammelt. Enriques Leute dagegen in der gleichen Zeit viel mehr. Wir mussten aber auch erst ein Auge dafür entwickeln, um die Kaffeebäume in der übrigen Vegetation zu entdecken.

 

Anschließend haben wir die Kirschen im Wasserbad von den Floatern getrennt und den Kaffee in der ganzen Kirsche zum Trocknen ausgelegt. Thomas meinte, dass wir am Ende etwa ein bis maximal zwei Kilo Rohkaffee bekommen würden. Unglaublich! Das waren zwar keine normalen Erntebedingungen, da die Kaffeepflanzen seit 20 Jahren vernachlässigt werden, aber trotzdem wurde uns noch einmal mehr bewusst, wie super anstrengend die Kaffeeernte hier ist. Zumal man viel mehr Gewicht bewegen muss, als man nach dem Entpulpen, der Aufbereitung und dem Entfernen des Parchments letztlich in den Verkauf gibt.

 

Anschließend essen wir gemeinsam im gleichen Restaurant wie schon am Vortag zu Mittag und verabschieden uns schweren Herzens von Leo und Shaun.

Auf dem Weg zurück zum Meer besuchen wir noch Hilario und seine Familie. Shaun hat Hilario kennengelernt und Thomas und er finden es spannend, dass er es schafft, auf einer Höhe von 900 Metern noch Arabica anzubauen, auf der normalerweise nur noch Robusta wächst. Die Flora ist auch hier wieder atemberaubend und Hilarios Frau erzählt uns, dass ihr Land so fruchtbar ist und die klimatischen Bedingungen so perfekt, dass sie prakzisch jede Obst- und Gemüsesorte anbauen können. Wir sind sehr beeindruckt von dieser Finca und bekommen noch ein paar Orangen mit auf den Weg.

Abschied nehmen

Die letzten beiden Tage unseres Aufenthaltes in Oaxaca verbringen wir am Pazifik. Ab und zu wird noch gecuppt, aber ansonsten genießen wir noch ein wenig die Region und schauen uns mit vielen anderen Leuten den spektakulären Sonnenuntergang in Mazunte an. Von Huatulco geht es dann über Mexico City und Madrid mit vielen Eindrücken und Erlebnissen zurück nach Hause.

 

 

Ach ja, wie schmeckt eigentlich eine Kaffeekirsche? Angenehm süß, erfrischend und sehr lecker!

Und ein bisschen wach macht sie auch.

 

Mazunte Sonnenuntergang
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